Lange wart es her, dass Aufgrund der aktuellen Lage im Hellraiser in Leipzig die Türen geöffnet wurden, doch am letzten Wochenende geschah dies nun doch endlich einmal wieder. Bestuhlt und mit Abstand fand dort das „Winds and Woods meet Metal Festival“ statt. Voller Neugierde zog es uns trotz ein paar hundert Kilometer Anreise dort hin. Ein Festival mit einem neuen Konzept, nicht wegen der Auflagen, sondern vom Programm, welches dahinter steht. Die Fusion von „Klassischer“, „Folkiger“ und „Metalmusik“ sind die Idee dahinter. Ins Leben gerufen wurde das Ganze bereits letztes Jahr und entspringt den Köpfen der Gastgeber, der Band „Molllust“. Leider gab es noch kurzfristige Änderungen, da in Zeiten der Pandemie nicht alle Bands anreisen konnten und sich dies auch erst sehr kurzfristig ergab und so mussten „Beneath my Sins“ und „Cruadalach“ noch 2 Tage vor Anreise absagen, da Tschechien und Frankreich spontan zum Risikogebiet erklärt wurden. Sehr schade, jedoch leider ein Faktor mit dem man aktuell immer rechnen muss. Dies sollte uns jedoch nicht die Laune verderben und auf ging die Reise. Vor Ort eingetroffen, sagten einem auch schon die ersten vertrauten Gesichter „Hallo“ und man fühlte sich auch in dieser drastisch gekürzten Festivalsaison direkt wieder angekommen und unter sich. Geöffnet wurde der große Saal im Hellraiser und fasste mit Sitzplätzen, genug Abstand und sehr gut eingehaltenen Hygieneregeln 150 Leute.
Der Freitag: Folk und Pagan Metal
Wolfstavar
Und kaum hatte man sich umgesehen, ging es auch schon los. Um 18 Uhr wurden die Pforten geöffnet und um 18.45 (leicht nach hinten verschoben, da Cruadalach ja leider nicht kommen konnte) eröffnete die Leipziger Black/Pagan Truppe von „Wolfstavar“. Die Band war mir bis dato noch nicht bekannt, aber sorgte direkt zu Beginn für aufgeheizte Stimmung. Klassischer Pagan Metal, mit zugehörigem Outfit, jeder Menge Trinkliedern und der Huldigung der alten Götter fanden ihren Höhepunkt, als die Band „Auf nach Walhalla“ einlud.
Drachenflug
Nun wurde es außergewöhnlich, denn ein Drache landete auf seinem Flug und mit einem Jahr Verspätung im Hellraiser. „Drachenflug“ aus Buxtehude im Norden Deutschlands mussten im vorherigen Jahr leider absagen, fanden jedoch dieses Jahr die Gelegenheit ihre Show nachzuholen. Irgendwo zwischen Steampunk Outfit und Thematik, düsteren bis progressiven Rock Elementen bis hin zu balladenhafteren und leicht folkigen Einlagen war hier auf einen Schlag alles vertreten. Kein Wunder dass die seit 2005 existierende Band auch schon Shows von Festival Medival über WGT bis hin zum Hörnerfest mit Erfolg gemeistert hat. Eine Energievolle Nummer um Sängerin „Belinda Djin“ in die man sich erst etwas einfinden musste, da es für mich nicht ganz so eingängig war wie „Wolfstavar“ zuvor, aber dennoch eine Atmosphäre versprühte, auf die man sich direkt einlassen konnte und den Zuhörer mit Interesse und Freude beglückte.
Surturs Lohe
Und wie hätte es nach der langen Konzertabstinenz sein können? Man bemerkte kaum wie die Zeit verging und so wurde es schon Zeit für sie 3te und vorletzte Band des ersten Abends. Ein Name der sicherlich vielen Menschen aus der Metalszene geläufig ist gab sich nun die Ehre. Meine Damen und Herren, es folgte „Surturs Lohe“. Ein absolutes Urgestein der Pagan Metal Szene und sicherlich eine der ältesten Bandgeschichte in diesem Genre, weltweit. Und so spürte man als langjähriger Anhänger der Szene direkt eine Art Ehrfurcht als Sänger und Gitarrist „Stephan Gauger“ den ersten Ton auf der Bühne anschlug. Nun hatten sich die Zuschauer auch auf die neuen Bedingung die im Saal herrschten gut eingestellt und wurden etwas lockerer und lauter auf ihren Sitzplätzen. Pagan Metal der Gründungszeiten dieses Genres, so dass es mir teils kalt den Rücken herunter lief vor lauter Nostalgie.
Thrudvangar
Und „Schwups“ da wart es schon 23 Uhr als der Umbau für den Freitag Headliner begann. Der Abend jedoch blieb im Zeichen der Heidnischen Götter stehen und es kam wieder eine seit über 20 Jahren aktive Band u Wort, welche ich nun auch schon länger nicht mehr live oder im Programm stehen hatte sehen. Das letzte Album „Tiwaz“ erschien auch bereits 2013 bei Massacre Records bevor es etwas stiller wurde um „Thrudvangar“. Jedoch immer noch schön zu sehen, dass die Herren weiter aktiv am Viking/Black Metal teilnehmen. Für mich als Fan der frühen Tage stellt sich hier direkt wieder die Frage, wann und wird es ein neues Album geben? Das wäre sicherlich sehr interessant. Bevor ich jedoch den Leser dieses Artikels zu sehr in meine Gedankenwelt entführe und mir meinem nostalgischen Gegrummel langweile, kommen wir zurück zu dem, was auf der Bühne und in der Halle passiert ist. Warpaint, Rüstung und „Cojones“, eben alles was einen richtigen Wikinger ausmacht und als wären sie nie „stiller“ geworden. Und so wurde die Stimmung, welche inzwischen schon im ganzen Haus am Toben war noch einmal zum Überlaufen gebracht. Party am Platz, aber Party dachten sich nun auch einige Fans und stellten fest, dass auf der Stelle tanzen zwar nicht dasselbe ist wie unter Leuten, aber immer noch besser und passender als nicht zu Tanzen. Was ich bei uralten Klassikern wie „Heilige Flamme“ bereits vom Erzählen her glauben würde, denn hier gab es auch für mich kein halten mehr.
Und wenn es am schönsten ist, soll man ja nach Hause gehen und so fand der erste Tag des Winds and Woods meet Metal nach einem kurzen Abbau und einem kleinen Absacker vor Ort sein verdientes Ende und wir steuerten voller Vorfreude auf den nächsten Tag ins Land der Träume.
Der Samstag: Symphonic Metal
Frisch geduscht und mit einem leckeren Frühstück intus starteten wir dann auch voller Energie in den zweiten Festivaltag:
Glassgod
Und es wurde bereits nachmittags dunkel und der Tag startete mit „Glassgod“. Dark, Gothik, Atmosphäre auf orchestraler und Synthesizer Basis. Das noch recht frisch auf die Welt gekommene Leipziger Quartett präsentierte ihr komplettes Debutalbum zum Tagesauftakt. Eine Band die etwas aus dem Line Up des Festivals herausragte, da es eine von 2 Bands mit einem männlichen Sänger handelte. Auch musikalisch setzte sich „Glassgod“ vom restlichen Programm ab. Es fällt mir schwer das Ganze in die richtigen Worte zu fassen, da es sich mit der Bühnenpräsenz zu einer ganz eigenen Atmosphäre die irgendwo in Richtung eines John Carpenter Soundtracks gemischt mit Rock/Metal und gepaarten Cleanen Vocals und Gegrowle.
Nevaria
Und nun kam ein ganz besonderes Bonbon für mich persönlich auf die Bühne. Wobei es sich hierbei ja nur um ein Bonbon aus der ganzen Packung handelte. Die Regensburger Symphonic Metal Band „Nevaria“ war an der Reihe. Eine Band die dem ein oder anderen inzwischen sicherlich ein Begriff seien dürfte. Im Herbst 2019 erschien das Debutalbum „Finally Free“ und ist jedem Freund des Genres nur ans Herz zu legen. Und auch die Interaktion auf der Bühne ist ein völlig richtig umgesetztes Element der Band. Die Interaktion zwischen Sängerin „Tanja“ und Keyboarder „Markus“ (welcher den Gesang mit härteren Einlagen unterstütz) aber auch die Bewegung an Gitarre und Bass geben ein rundes und schönes Auftreten und Bühnenbild ab. Songs die alle Herzen von Nightwish bis Epica Fans überzeugen dürften mit etwas mehr rockiger Stimme als in Richtung der eben genannten. Eingängig, träumerisch, atmosphärisch und der richtigen Portion Metal. Da lachte einem das Herz, denn was will man großartig mehr?
Moonlight Haze
Symphonischer Power Metal mit weiblichem Gesang geht in Italien seit einigen Jahren groß umher und steht für Qualität. „Moonlight Haze“ welche erst seit 2018 bestehen aber schon 2 Full Length Alben veröffentlicht haben, enterten jetzt die Bühne. Ein Auftritt dem ich auch sehr entgegen gesehnt habe, da ich die Band nur vom groben reinhören aus dem Internet kannte und mir grob vorstellen konnte was die Herren um Sängerin „Chiara Tricarico“ (welche unter anderem noch bei „Sound Storm“ und „Ravenword“ gesanglich unterwegs ist) gemeinsam abliefern werden. Und schon ging es los mit dem Titel „Enigma“ vom neuen Album „Lunaris“. Eine großartige Stimme untermalt von symphonischen und klassischen Heavy Metal Riffs mit viel Energie die vorantreibt. Und dieses Konzept wurde von der ersten bis zur letzten Sekunde verkörpert und das Publikum begeistert. Und deswegen wir sich dieser Stil von Musik sicherlich auch noch international in der Metalszene durchsetzen und in der Kombination mit Power Metal sicherlich bekannter werden. Tolle Band, denen jeder gerne einmal eine Chance geben sollte.
Nun sollte „Beneath My Sins“ aus Frankreich folgen und in ähnlichem Stil wie bei den Vorgängern weiter machen. Leider fiel auch die Anreise aus Frankreich wegen der Corona Auflagen ins Wasser und die Band konnte ihren Auftritt nicht bestreiten. Sehr schade, da ich mich auch hier sehr gefreut hätte und hoffe, dass es im nächsten Jahr nachgeholt werden kann.
Morlas Memoria
Deswegen springen wir direkt eine Band weiter nach Vorne und es jagte trotzdem ein Highlight das nächste. „Morlas Memoria“ dürfte nun wirklich keinen Szenenanhänger ein Fremdwort sein. Die Band um Frontfrau „Leandra Johne“ (welche auch schon für ihre stimmliche Zusammenarbeit bei dir Dresdener und Wiener Staatsoper bekannt ist) steht einfach für Qualität. Der Auftakt mit „Prolog“, welches direkt in das träumerische „Phantasien“ übergeht, sorgte so zwar nicht unbedingt für eine Überraschung bei mir, aber da es bereits 2017 auf dem Album „Mine Of Pictures“ so gut und stimmig war, freut man sich trotzdem immer es auch live zu hören. Eine starke Band die Können und Präsenz auf der Bühne voll im Griff hat und überzeugt und so freut man sich die Lieder von „Mine Of Pictures“ auch alle live genießen zu können, wenn man die Chance dazu bekommt. Aber wer „Morlas Memoria“ kennt, dem dürfte das nicht neu sein, wer dies nicht tut, sollte sich einmal damit auseinandersetzen.
Arcana Opera
Als nächstes folgte dann wieder etwas Außergewöhnliches und eine Band die mir bisher noch nicht bekannt war. „Arcana Opera A.W.“ heißen die Italiener, welche die 2te Band mit männlichem Gesang stellten. Komplett in Weiß, strahlten Sie eine Reinheit aus, die den ganzen Raum mit erstrahlen ließ. Nun wie soll man die Musik beschreiben? Das fällt mir etwas schwer, da hier einmal wieder viele Stile und Grenzen und Genres gesprengt werden. Es ist auf jeden Fall Metal, es ist auf jeden Fall symphonisch und folkig, war es in dieser Form bis dato einzigartig für mich. Und das Ganze dann auch noch mit Italienischen Texten im Cleanen Gesangsstil untermalt lies alles sehr kunstvoll und elegant auf mich wirken. Trotz der hohen Kunst blieben Stimmung und Feierlaune aber nicht auf der Strecke und ein weiterer Höhepunkt für mich wurde geboren.
Molllust
Und dann kam das große Finale. Die Gastgeber „Molllust“ headlineten das „Winds and Woods meet Metal Festival“. Die Truppe, welche auch aus mehreren Mitgliedern von „Haggard“ besteht und sich um Frontfrau und Ideengeberin „Janika Groß“ formiert liefern etwas, dass es vorher so in der Metalszene auch noch nicht gab. Opera Metal heißt das Zauberwort das sich die Band selbst auf die Flagge geschrieben hat. Was soll man sich darunter nun wieder vorstellen neben all den Symphonic Metal Sparten die sich auch auf dem Festival sammelten und wie man es ehr allgemein kennt? Harte Musik, die im Stil Klassischer Musik geschrieben wird und mit harten E-Gitarren und Drums auf den richtigen Level getrieben wird umso wohl Klassische Musik zu verkörpern, aber den Metal nicht zu kurz kommen lässt. „Molllust“ dürfte ja in der Szene kein Fremdwort mehr sein, da man sicherlich als „Haggard“ Fan schon davon gehört hat, oder bereits auch die ganz großen Festivals wie Wacken mit Bravur gemeistert wurden. Klassische Instrumente wie Kontrabass geeint in einer Metalformation mit E-Gitarre und Piano. Als ich davon das erste Mal hörte, konnte ich es mir auch nur schwer vorstellen, was hierbei herauskommen soll. Und ich kann es nur so zusammenfassen. Musik auf ganz hohem Niveau, ganz großer Atmosphäre, großartiger Bühnenpräsenz und einer ordentlichen Portion Härte, die alles sehr mitreisend auf den Zuschauer überträgt. Dazu die mächtige Sopranstimme der Frontfrau. Ich hoffe dass meine lieben Leser sich nun ein Bild zu „Molllust“ machen können und ich Interesse geweckt habe, aber wenn eure Neugierde euch nun nicht mehr loslässt, im Jahr 2020 hat man ja schnell die Möglichkeit ein „reinhören“ zu riskieren, darum gönnt euch dies auf jeden Fall einmal und macht euch selbst ein Bild, da es nur schwer zu beschreiben ist.
Fazit
Und dann kam es nach 2 kunstvollen, melodischen und mitreisenden Tagen schon wieder zum Ende des Festivals. Es lässt sich aber festhalten, dass das „Winds and Woods meet Metal Festival“ immer eine Reise wert ist und sich hoffentlich in Zukunft noch erweitern und vergrößern kann. Wer Metal der klassischen und/oder symphonischen Art liebt, für den gibt es hier alles was das Herz begehrt. Aber auch jeder klassischer Metaler oder diejenigen die nicht auf 1, 2 Subgenres festgelegt sind und gerne einmal etwas Neues und Außergewöhnliches erleben wollen, sind hier genau richtig, also merkt es euch in eurem Festivalkalender für 2021 vor. Denn auch mit dem Hygienekonzept war es ein herrliches Erlebnis und erinnerte einen an ein Stück Normalität. Danke auch an alle Zuschauer und Fotografen, da sich wirklich jeder an die vorgeschriebenen Auflagen des Ordnungsamtes gehalten hat um das Risiko einzudämmen. Vernunft ist schließlich wichtig in diesen Zeiten. Ein Danke geht auch an die Licht und Tontechniker „Jens und Frank“ die für einen glasklaren Sound sorgten und die Bands in perfektem Licht erstrahlen ließen. Danke an die Bands, das Team, alle die da waren und für gute Stimmung, interessante und lustige Gespräche sowie ein tolles Festivalfeeling gesorgt haben. Es war gerade in diesem Jahr ein super Erlebnis und nur so kann in diesen Zeiten Kunst am Leben gehalten werden. Gemeinsam gegen Corona für die Kunst, denn noch nie hat sie ihre Anhänger so sehr gebraucht wie jetzt! „Winds and Woods meet Metal“ let’s meet again there!
Zum Abschluss nutzen wir die Plattform die uns dieser Bericht bietet um euch noch weitere Konzerte ans Herz zu legen:
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