Konzertbericht: Hämatom-20 Jahre für euch Tour- Geiselwind 16.02.2025

Am Samstag dem 15.02 waren wir bei Hämatom im Eventzentrum Strohofer in Geiselwind. Bei der 20 Jahre für euch Tour wurden sie von Focus. und Engst begleitet.

Das ganze fand in der Eventhalle statt, die ca. 4500 Leute fasst. Ganz so viele waren es zwar nicht, aber die Halle war zu gut zwei Drittel gefüllt. Die besondere Bauweise sorgt dafür, dass die Halle in zwei Hälften geteilt ist und dadurch ein Wellenbrecher entsteht. Im vorderen Bereich war es dicht gedrängt, während der Rest auch auf der Balustrade, die die Halle umschließt, gemütlich Platz hatte. Vom Parkplatz war es nur ein Katzensprung zum Eingang, vor der Halle befand sich der erste Merchstand und auch für kulinarisches war gesorgt. Aber nun nichts wie rein ins Vergnügen.

Focus.

Völlig unspektakulär, ohne Intro, sprangen die Jungs von Focus. auf die Bühne und legten sofort kraftvoll los. Bevor es jetzt zu Verwechslungen kommt, wir reden von der deutschen Punkrockband aus Sachsen, nicht von der 1969 gegründeten Prog-Rock-Band. Die Jungs aus Riesa waren schon für Sondaschule und den Rogers als Support unterwegs und haben gerade ihren zweiten Silberling am Start. Was einem wohl nur in den ersten paar Reihen auffiel, war das Eric der Sänger nur in weißen Socken auf der Bühne stand. Während der Funke sofort zum Publikum übersprang und die schon ab dem ersten Song, ordentlich am Tanzen und Mitgrölen waren. Dann fragte Eric die Menge „Könnt ihr laut sein?“ natürlich konnte Geiselwind laut sein. Er freute sich sichtlich, obwohl er anmerkte, dass es ein Geräusch gebe, das besser sei und er ließ den Bügelverschluss einer Flasche Bier aufploppen, was zu zahlreichen Lachern führte. Das Publikum musste auch ein bisschen mitmachen und so sang die Menge lauthals immer schneller werdend A, U bis es in AU mündete, in der Halle wurde sich ein bisschen geschubst und auf der Bühne gab es einen Circle-Pit bestehend aus drei der fünf Musiker. Aber nach sieben Songs war der Auftritt vorbei und nach kurzer Pause ging es mit Engst weiter. Währenddessen hatte der Fan-Club Freak-Team von Hämatom ein Treffen im Backstage, warum wir das wissen, die große Menschenschlange, die hinter die Bühne geführt wurde, war einfach nicht zu übersehen.

Setliste: Für immer 21//Kein Fan//Alkohol//Rote Rosen//Oma wird nochmal Mama//AU//Kein Limit

Engst

Die Berliner legten mit Digitale Liebe los, bevor sie die Zuschauer begrüßten. Matthias Engst, nicht nur Sänger, sondern auch Namensgeber, wünschte einen wunderschönen Abend, fragte wie es den Leuten ging und bedankte sich bei allen fürs Erscheinen. Nachdem sich die Tour langsam dem Ende neigt, wollte er die Chance nutzen, sich herzlich bei Hämatom zu bedanken, in zehn Jahren Bandgeschichte hatte er noch nie so, so etwas erlebt. Man merkte wirklich, dass Hämatom tatsächlich in erster Linie Familie sind und geben, das auch so an die Supportbands weiter. Deswegen folgte jetzt erstmal ein dicker Applaus für Hämatom. Aber er fand auch deutliche Worte, für Menschen auf die Engst so überhaupt keinen Bock haben, in erster Linie rechte Faschisten, wer anderer Meinung sei, soll einfach weg von der Bühne, denn dafür sind Engst die falsche Band. Woraufhin der ganze Saal mit überschwänglichem Applaus reagierte. Danach gab es ordentlich Musik auf die Ohren. In eine Schublade passen die Jungs so gar nicht, lassen sich zwar eindeutig Punk-Elemente erkennen, sowohl vom Sound, als auch von Inhalt der Texte, ist die Bandbreite dennoch weitaus größer. Was sie mit Alle wollen alles, aber auch mit Denker & Dichter eindrucksvoll unter Beweis stellten. Das Publikum war am Eskalieren und der ganze Raum war in Bewegung. Mit dem Song Optimisten beendeten die Jungs ihren Auftritt. Wer sie noch nicht gesehen hat oder unbedingt nochmal möchte, hat im Dezember 2025 die Chance, sie auf ihrer Tour zum zehnjährigen Wiegenfest zu besuchen. Nun aber kommen wir zum Highlight des Abends.

Setliste: Digitale Liebe//Nie wieder Alkohol… vielleicht//Fremdes Elend//Alle wollen Alles//König//Denker & Dichter//Eskalieren//Geschichte Schreiben//Optimisten

Hämatom

Ein Merkmal für Hämatom ist der Vorhang, der immer den Blick auf die Bühne verwehrt. Diesmal kam ein Einhorn, der Dino vom letzten Mal hatte, scheinbar frei, an die Absperrung und machte den Test, ob das Publikum überhaupt bereit war für Hämatom, aber das war es natürlich. Dann fiel der Vorhang und der erste Song des Abends Ein’ auf den Tod – Zwei auf das Leben stimmte auf das folgende ein. Als Erstes muss man erwähnen, dass Franken und gerade Geiselwind Heimspiel für Hämatom ist, sie kommen ja aus der Nähe. Das Westfest, der erste Auftritt, nach dem tragischen Ableben von West, fand am 21.10.2023 in der Eventhalle statt. Nord war sehr begeistert, von der Menge an Menschen, die gekommen waren, um Hämatom zu sehen. Um es mit seinen Worten zu sagen „Ihr vermehrt euch ja, wie die Karnickel“. Und eins fällt sofort auf, ein Mensch ohne Maske am Schlagzeug, Süd fehlte, denn dessen Blinddarm hatte wohl genug von der Tour. So wurde er von Timi glücklicherweise vertreten, sonst hätten sie die Konzerte absagen müssen. Deswegen gab es jetzt einen großen Applaus für ihn. Bei Ich hasse dich zu lieben, packte Nord noch Geiselwind dazu und forderte die Menge auf mitzusingen, natürlich laut und machte es allen vor. Der Franke ist natürlich lernfähig und setzte es vortrefflich in die Tat um, auch wenn Nord um noch mehr Lautstärke gebeten hatte, währenddessen stiegen die ersten Feuerfontänen in die Höhe. Als Nord wieder das Wort ergriff, fand er es unglaublich unfassbar, wie voll die Eventhalle war. Er war etwas sprachlos, was das Publikum dazu bewegte, wieder endlos Hämatom zu rufen, sodass es von den Wänden zurückschallte. Dafür bedankte er sich und meinte, wie schön es mit West hier wäre, nachdem sie hier ihr halbes Leben verbracht hätten. Was die perfekte Überleitung zum nächsten Song war, der mehr von der Menge, als von Nord gesungen wurde, Gott muss ein Arschloch sein. Aber West hatte vom Himmel noch ein letztes Geschenk gemacht und der Hämatom Familie, Rose als fünftes Mitglied geschickt. Der Lärm, der in der Halle aufbrandete, war unbeschreiblich und wieder war der Übergang zum folgenden Song geschaffen. Zu Wir sind keine Band, schwenkte Nord eine große Fahne, von deren Spitze kleine Funkenfontänen abgingen. Doch dann wurde es für einige Momente dunkel auf der Bühne. Ein Spot von links und einer rechts flammte auf und beleuchteten Nord, der mit dem Rücken zum Publikum vor einem Schminkspiegel saß und Erzähl es meinem Mittelfinger, mit kräftiger Unterstützung der Menge sang.

Der eher ruhige Moment währte nur kurz und schon ging es weiter mit der Party, Hämatom feuerten Song für Song und die Halle war am Eskalieren. Falls wer dachte, es gäbe kein Schlagzeug, das durch die Menge getragen wurde, hat sich schwer getäuscht, den, wenn Timi schon für Süd einsprang, machte er es richtig und so wurde er von der feiernden Meute, wie eine Trophäe herumgereicht und drehte seine Runde im vorderen Teil der Halle. Dafür gab es nochmal eine Extraportion Applaus für Timi. Nun wurde eine Runde das Glücksrad gedreht, bei dem ein Zufallssong gespielt wurde, das ganze blieb bei Seelenpiraten hängen, ein Lied das 2014 das Licht der Welt erblickte. Bei Alte Liebe rostet nicht standen Nord und Ost vor dem Mischpult von einem Lichtermeer aus Smartphonelampen begleitet, wieder sangen alle mit und weil Nord selten ein Blatt vor den Mund nimmt, kommentierte er das mit „Vielen Dank, geile Scheiße hier“ und es ging wieder nach vorne. Zu Alles wegen Bier, bekam Nord diesmal Unterstützung von ganz anderer Seite, Matthias Engst betrat die Bühne und sie sangen zusammen. Dann ging es langsam zum Ende über. Unglaublich lauter Applaus und es war dunkel auf der Bühne. Laute Zugabe und Hämatom Rufe erklangen und die Band kam ohne Nord zurück.

Der stand im oberen Teil der Halle beim Mischpult auf einer kleinen Bühne umrahmt von Feuersäulen und sang laut Wir sind Gott, zwischendurch rief er „Hey, ich will alle Hände sehen. Wo seid ihr“ und „Unglaublich, Wahnsinn hier“. Zu Lichterloh, das alle für West singen sollten, flammte abermals ein Meer aus Lichtern auf und dann ging es im Schlauchboot zurück zur Bühne, währenddessen animierte er das Publikum weiterhin mit „Wo seid ihr, da geht noch was. Alle klatschen, das sieht wunderschön aus.“ Vorne angekommen bat er um ein Foto vorm letzten Song und Timi spielte ein Solo, begleitet von Funkenfontänen direkt am Schlagzeug. Für den letzten Song musste das Publikum nochmal üben und das laute „Dapdapdadap“ tönte durch die Halle, was Nord gut fand, aber natürlich noch besser ging, so war es dann auch. Zufrieden gestellt rief er „Geisteskrank seid ihr und jetzt doppelt so laut mit Musik“. Der letzte Song war, wie sollte es anders sein, Es regnet Bier. Zum Glück regneten nur schwarze Ballons und Luftschlangen, eine Konfettikanone schoss mitten in die eskalierende Menge und nochmal gab jeder alles. Ein letzter Trommelwirbel, ein Knall und es war vorbei. Mit „Danke für den geilen Abend, auf die nächsten 20 Jahre“ verabschiedete sich Nord von allen Anwesenden und dann gab es doch noch einen, eine Unplugged Version Wir sind keine Band, die das Publikum aus vollem Halse mitsang. Was für ein Abriss mal wieder.
Wir von Dark-Art konnten es uns nicht nehmen lassen die 20 Jahre Tour zweimal zu besuchen. Wem der Bericht nicht ausführlich genug war, kann unten in den Verlinkungen, den zum Konzert in der Batschkapp in Frankfurt, gerne noch lesen. Wir freuen uns auch gerne über Kommentare. Mein persönliches Fazit fällt bei Hämatom immer sehr positiv aus. Ich habe tatsächlich ein paar Jahre gebraucht, um Hämatom bei mir ankommen zu lassen, aber inzwischen haben sie einen festen Platz bei mir. Auch wenn immer ein bisschen ein etwas bitterer Nachgeschmack bleibt. So ist West leider der erste Künstler, über den ich geschrieben habe, der inzwischen verstorben ist. Ich hoffe, dass es für ganz lange Zeit, der einzige bleibt.

Setliste: Ein‘ auf den Tod – Zwei auf das Leben // Säulen des Wahnsinns // Gaga // Ich hasse dich zu lieben // Lachend in den Untergang // Gott muss ein Arschloch sein // Wir sind keine Band // Erzähl es meinem Mittelfinger // Erzähl es meinem Mittelfinger (Reprise) // Scheiße kommt – Scheiße geht // Ficken unsren Kopf // Diego Maradona // Kids (2 Finger an Kopf) // Seelenpiraten // Alte Liebe rostet nicht (unplugged) // Tanz auf dem Vulkan // Alles wegen Bier//Pogo Girl // Eva // Bleib in der Schule

Zugabe: Wir sind Gott // Lichterloh// Es regnet Bier // Wir sind keine Band (unplugged)
 

 

Bericht: Sandra
Bilder: Roksana

 

Mehr von Hämatom  bei Dark-Art findet ihr hier:

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