Die Hexen stiegen mit dem Teufel ins Bett! So kann man es auch beschreiben, wenn sich die Tanzwut in den Club Das Bett begibt, um dort die Hütte abzureißen. Aber sie war dort nicht alleine, denn mit dabei waren die Label-Kollegen von Florian Grey. Kurz bevor es losging, standen vor dem doch recht überschaubaren Club viele Leute, tranken zusammen oder plauderten. Erst mit den ersten Tönen des Supports füllte sich der Saal, aber war direkt mit großartiger Stimmung dabei.
Florian Grey
Florian Grey passen mit ihrem englischsprachigen Dark Rock eigentlich nicht direkt zum deutschsprachigen Mittelalterrock von Tanzwut. Deshalb war es erstaunlich, dass das Publikum so begeistert mitmachte, aber sie heizten den Saal schonmal an. Sänger und Namensgeber der Band, Florian Grey, war immer zu einem Scherz und Albernheiten aufgelegt, auch wenn es im etwa 40-minütigen Set bei neun Songs plus Intro nur wenig Zeit für Ansagen gab. Zuallererst merkte er an, wie dankbar die Band war, dass sie für Tanzwut eröffnen durften. Wir erfuhren auch, dass er keine Witze mehr über die Band machen durfte, denn für jeden Witz müsse er einen Euro blechen. Mit Dead By Dawn gab es einen noch unveröffentlichten Song, aber mit der expliziten Ansage, dass filmen erlaubt sei.
Dabei wurde auch mal eben geleakt, dass ein neues Album in Arbeit sei und es mit „einem Label-Kollegen“ im nächsten Jahr auf Co-Headliner-Tour gehe. Zu Ladanum sollten alle ihre Handylichter auspacken, was den ganzen Saal in ein Lichtermeer verwandelte und die Bühne anstrahlte. Dass die Bühne im Bett eigentlich viel zu klein war, zeigte sich spätestens bei Starless Nights, denn Florian sang den Song fast komplett aus dem Publikum raus, poste für Videos, klatschte mit Leuten ab oder umarmte sie. Früher erzählte man, Musikerleben sei toll, man könne viel saufen und ausschlafen, aber leider ist es doch harte Arbeit, deswegen wurde auch freundlich auf den Merchstand hingewiesen. Dort konnte man die Band nach dem Konzert auch noch für Fotos und Autogramme antreffen.
Setliste: Intro // Destroying Kingdoms // My Babylon // Growing Colder // Dead by Dawn // Laudanum // Starless Skies // A.B.N // Blood In A Shell // Bluecifer
Tanzwut
Nach einer kurzen Umbaupause wurde die Bühne in tiefrotes Licht gehüllt. Nacheinander marschierten die Mitglieder der Tanzwut auf die Bühne, während Perkussionist und Schlagzeuger beide das Intro untermalten, was dann direkt in Feuer in der Nacht überging. Mit den Worten „ihr seht so nüchtern aus“ begrüßte der Teufel die jubelnde Meute. Im Vergleich zum Nachtleben, wo sie bisher oft in Frankfurt spielten, ist Das Bett richtig geräumig und luftig. Beim letzten Konzert seien zwei Menschen ohnmächtig geworden, weil es dort wie in der Hölle gewesen war. Aber man könnte die Hölle ja auch ins Bett bringen.
Generell war der Teufel mit der „Fuck your Ego“ Aufschrift auf dem Rücken an diesem Abend sehr redselig. Fast nach jedem Song sagte er mal mehr, mal weniger ernst gemeinte Worte und führte so durch das Konzert und animierte das Publikum zu Mitmachaktionen. Wie zum Beispiel Wellen aus Händen zu Bis zum Meer. Seid ihr abergläubisch? Nein? Wie erklärt ihr euch dann, dass am nächsten Morgen die Klobrille ausgewechselt oder Bärte geflochten waren, die vorher nicht geflochten waren? Tja, der Teufel ist eben ein Eichhörnchen. Und genau deshalb begeht die Tanzwut regelmäßig einen Feiertag, nämlich immer Freitag der 13.
In den Anschluss an diesen Tanzwut-Klassiker gab es mit Noch eine Flasche Wein wieder etwas Aktuelles, mit vielen Handylichtern, schließlich ist es eine Ballade. Falls morgen alles vorbei sein sollte, hatten wir wenigstens einen richtig guten Abend. Loch in der Mauer war eine Rückbesinnung an die Ursprünge des Teufels in der DDR und gleichzeitig auch eine Erinnerung, dass es aus jeder Situation irgendeinen Ausweg gibt. Francois Villon und Bruder Leichtsinn gesellten sich auch noch mit ins Bett und es wurde wirklich kuschelig warm hier drin.
Vor Puppenspieler erzählte der Teufel mehr von seiner Vergangenheit, vor allem in Frankfurt, wo er vor vielen Jahren zusammen mit Michael Rhein von In Extremo auf einem Mittelaltermarkt spielte. Dort habe er auch das erste Mal ein Puppenspiel aufgeführt. Von den weniger ernst gemeinten Worten gab es aber auch viele, wie beispielsweise die Geschichte aus der Villa aus goldenem Basalt. Hier habe sich beim Frühstück erstaunliches zugetragen, denn die Bandmitglieder seien nacheinander ausgerutscht und Robin Hund rauschte über die Marmortreppe bis in einen riesigen Sack voll Koks und der Zwilling krachte in den Turm aus Champagnerflaschen. Danach lasen sie alle zusammen ihre Lieblingszeitung, die Bild, aber natürlich nur die Überschriften. Bei solchen Storys kann man sich nur denken „das hat sich doch der Teufel ausgedacht!“.
Was sich der Teufel auch ausgedacht hat, ist die mittelalterliche Spielmannsgewerkschaft, die es nicht in Ordnung findet, wenn man zu lange auf der Bühne steht oder ein Hexenweib zu verbrennen, denn das ist politisch nicht korrekt. Mit Wir sehen uns Wieder endete das Konzert, aber der Saal blieb dunkel und die Zugabe-Rufe waren laut, also war klar, dass das nicht wirklich das Ende sein kann. Erst ganze drei Songs später endete das Konzert tatsächlich und auch mit Tanzwut konnte man sich am Merchstand treffen, ein Bier trinken und Fotos machen. Bevor man nach Hause ins eigene Bett konnte, musste man sich draußen aber noch etwas abkühlen, denn im Bett herrschte wirklich der Teufel über die Hölle.
Setlist: Intro/Feuer in der Nacht // Neues Spiel, Neues Glück // Achtung Mensch // Bis zum Meer // Freitag der 13. // Noch eine Flasche Wein // Roter Mohn // Loch in der Mauer // Zauberland // Francios Villon // Bruder Leichtsinn // Puppenspieler // Narziss // Das Gerücht // Hexenweib // Leichen im Keller // Pack // Wir sehn uns wieder // Zugabe: Götter/Schreib es mit Blut // Brüder im Geiste // Hymnus Cerberi
Bericht und Bilder: Eric
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