
Nach ihrer letzten Headliner Tour 2023 spielten Eisbrecher in 2024 „nur“ auf Festivals. Umso größer war die Freude, dass die Urgesteine im Bereich Neue Deutsche Härte in 2025 wieder auf große Tournee gingen. Passend zum neuen Album Kaltfront, welches Mitte März erschien, ging es auf große Kaltfront-Tour quer durch Europa und Deutschland. Einen der letzten Stopps legten die Herren in der Berliner Columbiahalle ein. Wir waren dabei und was sollen wir sagen?! Es war ein grandioser Abend, gefüllt mit großartiger Musik und hochkarätigen Gästen.
Wer Eisbrecher kennt, der weiß, dass Frontmann Alexx Wesselsky sein Publikum vor der Show stets persönlich begrüßt. Und dies tat er auch in Berlin. Mit einem freudigen „Hallo Berlin“ kam er auf die Bühne und verteilte nebst flotten Sprüchen auch Mini-Eisbären und eine Banane, die in seiner Hose steckte, unter den aufgeregten Fans. Zum Anfeuern gab es noch ein kurzes Schrei-Battle – unten vs. oben, Männlein vs. Weiblein – und schließlich fragte Alexx: „Seid ihr bereit für die Heldmaschine?“, was das Publikum lautstark bejahte. Er wünschte viel Spaß und verließ die Bühne, die in Dunkelheit versank.
Heldmaschine
Die Koblenzer Band Heldmaschine rollte wortwörtlich auf die Bühne – während Drummer Dirk Oechsle hinter seinem Set Platz nahm, kamen Sänger René Anlauf, die beiden Gitarristen Tobias Kaiser und Eugen Leonhardt, sowie Bassist Marco Schulte auf einem überdimensionalen City Roller angerollt, der mit blauen LEDs bestückt war. Passend dazu waren alle mit blauen LED-Brillen ausgestattet. Nebel umhüllte die Band während des Intros und mit schweren Riffs und stampfenden Drums begann Eiszeit – der Titelsong des neuen Albums, welches im März 2025 erschien. Das Berliner Publikum hatte richtig Bock, von Anfang an sangen die Fans mit und begrüßten die Heldmaschine lautstark.
Belohnt wurde der Jubel mit einem weiteren Song vom aktuellen Album: Schlag mich. Gefolgt von Meine Welt zeigte die Band, was ihr neuer Silberling musikalisch so zu bieten hat. Nämlich eine Mischung aus elektronischen Industrial-Elementen, kraftvollen Rhythmen und klassischen harten NDH-Sounds. Tunnelblick, ein Titel vom Vorgänger Album Flächenbrand (2023), reihte sich ein. Während des Refrains winkte ein Händemeer von links nach rechts. Eine Mordsgeschichte hatte die Heldmaschine mit Karl Denke zu erzählen. Schon etwas gruselig, wenn eine ganze Halle feiert, während von einem Serienmörder und Kannibalen gesungen wird – aber in der Szene vielleicht nicht ganz unüblich 😉 … Thematisch passend dazu ging es mit der Bestie weiter, bevor wir alle Schachmatt gingen.
Wir rollen das R
Rein gekämpft ins Getümmel, um noch ein paar mehr Fotos von Nahem zu machen, wurde ich Zeugin wie René ein riesiges, spaciges Megafon auspackte und den Anfang vom Webterrorist ins Mikrofon brüllte. Plötzlich fand ich mich in einer tosenden Menge wieder, die sprang, tanzte und den Text aus voller Seele mitsang. Und wenn mal schon mal springt, dann macht man damit einfach weiter – zu Springt ging es nochmal ordentlich ab. Wer bis jetzt nicht schwitze, der tat es nach dieser Kombi auf jeden Fall. Mein persönliches Highlight markierte leider auch schon das Ende der Setliste. Mit ® holten sowohl Band, als auch Publikum noch mal alles aus sich heraus.
René bedankte sich beim Publikum und schlussfolgerte „Ihr seid jetzt alle Heldmaschine Fans!“. Da hat er nicht unrecht – ich wette, Viele, die hauptsächlich für Eisbrecher kamen, gingen als neue Heldmaschine Fans. Verdient hätten es die Jungs auf jeden Fall!
Ein Wiedersehen mit der Heldmaschine gibt es noch in diesem Jahr, wenn sie auf ihrer eigenen Headliner Tour sind. In Berlin machen sie dabei an 20.12. im Hole 44 Halt.
Setliste: Eiszeit // Schlag mich // Meine Welt // Tunnelblick // Karl Denke // Bestie // Schachmatt // Webterrorist // Springt // ®
Eisbrecher
Das Intro Minus 90 Grad erklang und die Bühne erstrahlte in gleißend weißem Licht. Unter tosendem Applaus und eingetaucht in Nebel setzte sich Achim auf seinen hohen Drum-Thron, von dem er sicher einen bombastischen Blick auf die Crowd hatte. Micki (neu an der Lead- Gitarre), Gitarrist Jürgen und Bassist Rupert nahmen ebenfalls ihre Plätze ein. Alexx kam dazu und Eisbrecher begannen ihren Abriss-Auftritt mit Everything is wunderbar. Die Stimmung, die Dank der Heldmaschine schon ordentlich aufgeheizt war, explodierte sofort und das Publikum sang, sprang und klatschte in Ekstase. Mit Himmel, Arsch und Zwirn folgte ein weiterer „in die Fresse“ – Song. Alexx begrüßte das Publikum erneut und fragte „Habt ihr uns vermisst? Wir haben euch vermisst“. Er berichtete von ihrer fast zweijährigen Live-Abstinenz aus Berlin und wie schön es sei, wieder da zu sein.
Mit den Worten „Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt – So oder So“ kündigte er den nächsten Titel an und das Publikum jubelte erneut. Weiter ging es mit Antikörper, einem meiner persönlichen Highlight-Songs des Abends. Nach Dein Herz verließ Alexx kurz die Bühne, nur um Augenblickte später, in eine Tarnjacke und Sturmhaube gekleidet, wieder zurück zu kommen. Während Waffen Waffen Waffen zielte er öfter mit einer imaginären Waffe in die Luft. Zum Ende des Songs hin holte er eine Leinwand, auf der Waffen Waffen Waffen stand, und sprühte – lässig weiter singend – ein großes Peace Zeichen darauf. Über Leider freute ich mich auch sehr, da ich den Song lange nicht live gehört hatte.
Einheizen mit Eiseskälte
Für Eiszeit kamen die Jungs in entsprechender Montur auf die Bühne und in der Columbiahalle begann es heftig zu schneien. Während Achim sein Färberspiel – sein obligatorisches Drum Solo – ballerte, wurde die Bühne schnell vom Fake-Schnee befreit. Es folgte eine besondere Interpretation des Klassikers Miststück – statt knallhart gab es butterweich. Jürgen saß an der Akustik Gitarre und Alexx verteilte rote Rosen in den ersten Reihen des Publikums. Doch vorher wurde mal eben so auf Zuruf noch flott der Poke Rap improvisiert… Weitere Songs der insgesamt 23 Titel umfassenden Setliste waren Tour-Namensgeber Kaltfront, Im Guten Im Bösen, 1000 Narben und Sturmfahrt.
Volle Ladung Special Guests
Für einige Songs holte sich Alexx am Gesang Spezialgäste auf die Bühne – allesamt Featurings auf der neuen Platte Kaltfront. Den Anfang machte Sotiria, die viele vielleicht noch als Eisblume kennen. Gemeinsam performten sie gefühlvoll Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und auch, wenn es ein Eisbrecher Konzert war, so hoffte ich doch innerlich, dass sie auch Sotirias Song Meine Liebe ist Gift vom gleichnamigen Album spielen würden. Leider war das nicht der Fall… Trotzdem freute ich mich natürlich sehr, genauso wie das Publikum, über ihre Anwesenheit. Als zweiter Gast war Neue Deutsche Welle Legende Joachim Witt für Zeitgeist mit dabei. Mit seinen 76 Jahren rockte er lässig über die Bühne und das Publikum feierte ihn dafür. Und für Auf die Zunge durfte natürlich Frank Herzig, Sänger von Schattenmann, nicht fehlen. Stimmgewaltig rockte er zusammen mit Alexx und das Publikum feierte sie gebührend.
Das Finale
Das Set neigte sich dem Ende entgegen. Für This is Deutsch wurde ein Rednerpult aufgebaut, dessen Seiten Fahnen schmückten. Alexx trug einen bayrischen Trachtenhut und schwang singend seine Rede. Dort, wo sonst ein Synthie-Solo zu hören war, stimmte nun Micki an der Lead-Gitarre ein – begleitet von ein paar Tönen von Alexx am Horn. Mit FAKK wurde das reguläre Set beendet – das Publikum gab nochmal alles, als es Hände wippend „Fakk, du gehst mir auf den Sack“ brüllte.
Die sofort nach dem Verlassen der Bühne laut werdenden Zugabe-Rufe wurden schnell mit der Rückkehr der Band belohnt. Für Zwischen uns kehrte auch Sotiria nochmal auf die Bühne zurück. Den finalen Abriss leitete Was ist hier los? ein, gefolgt von Verrückt. Die Masse tanze, sang, sprang und die Stimmung war einfach elektrisierend. Das finale Encore stellte schließlich Out of the Dark dar – quasi ein kleiner Cool-Down für die aufgeheizten Fans. Zum Schluss kamen nochmal alle nach vorn – sowohl Band, als auch Gäste – um sich noch ein letztes Mal feiern zu lassen. Wie bei Eisbrecher üblich flogen natürlich auch einige Kuschel-Eisbären in die Menge.
Setliste: Minus 90 Grad (Intro) // Everything is wunderbar // Himmel, Arsch und Zwirn // So oder So // Antikörper // Dein Herz // Waffen Waffen Waffen // Leider // Die Hoffnung stirbt zuletzt (mit Sotiria) // Kaltfront // Im Guten Im Bösen // Zeitgeist (mit Joachim Witt) // Eiszeit // Färberspiel (Drum Solo) // Miststück (Akustik Version) // 1000 Narben // Sturmfahrt // Auf die Zunge (mit Frank Herzig) // This is Deutsch // FAKK // Zugabe: Zwischen uns (mit Sotiria) // Was ist hier los? // Verrückt // Out of the Dark
Bericht und Bilder: Steph
Mehr von Eisbrecher und Heldmaschine bei Dark-Art findet ihr hier:
- Konzertbericht: Eisbrecher auf Kaltfront Tour, Posthalle Würzburg, 30.04.2025
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- Eisbrecher – Liebe macht Monstour 2023 – Schlachthof Wiesbaden 26.06.2023
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- Konzertbericht: HELDMASCHINE und VLAD in TEARS am 19.03.2022 im Eltzhof in KÖLN
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