Wacken Open Air 2024 – Mittwoch

Bereits seit Sonntag, dem 28. Juli 2024, pilgerten vorfreudige Metalheads aus aller Welt hin zum Acker einer beschaulichen Gemeinde in Schleswig-Holstein. Gemeint ist natürlich das kleine Örtchen Wacken, welches vom 31. Juli 2024 bis zum 03. August 2024 wieder zu einem der bekanntesten Heavy Metal Festivals der Welt einlud. Das Wacken Open Air ging dieses Jahr in die 33. Runde und konnte einmal mehr mit seinem opulenten Angebot an Live-Auftritten faszinieren. Unter dem Motto „Witches & Warlocks“ zog der Festivalgigant ca. 85.000 begeisterte Metalheads in seinen Bann.

Die Anreise wurde in diesem Jahr durch das Konzept der Access Pässe vereinfacht, welche für den gewünschten Anreisetag gebucht werden konnten. Diese Strategie sollte große Anreise-Staus vermeiden und der Plan ging tatsächlich auf. Die Routen zu den verschiedenen Campgrounds waren mit bestimmten Zeichen gekennzeichnet und auf dem entsprechenden Access Pass stand drauf, welchem Zeichen gefolgt werden muss. So war es entspannt möglich, den Zeltplatz zu erreichen. 

Zum Glück blieb dieses Mal auch das Matsch-Chaos des letzten Jahres komplett aus. Statt Gummistiefeln und Regenjacken waren, die meiste Zeit über, eher genügend Sonnencreme und eine schützende Kopfbedeckung notwendig. 

Gutes Wetter und eine relativ entspannte Anreise? Na, wenn das nicht die perfekten Vorraussetzungen für ein spektakuläres Festivalwochenende waren!

Wir stürzten uns an allen vier Haupttagen des Wacken Open Air 2024 mitten rein  in das Getümmel und durften viele großartige Auftritte in Bild und Schrift für euch festhalten.  

Tatsächlich hielt der Wacken-Mittwoch auch schon das ein oder andere Highlight für die Metalheads bereit. 

Anlässlich des 20. Geburtstags des allseits beliebten Metal Battles, dürft ihr euch hierfür über Extrabeiträge freuen. Dies sind jeweils für Mittwoch und für Donnerstag Berichte über die Auftritte einiger teilnehmender Bands und zusätzliche Bildbeiträge, in denen alle Bilder zu den Auftritten, welche wir schriftlich nicht zusammen fassen konnten, festgehalten worden sind.

Da eine Schreiberin allein es leider nicht schafft an jeder Bühne gleichzeitig zu sein, folgt hier die textliche Zusammenfassung  einer kleinen Auswahl an Bands und Eindrücken des Wacken-Mittwochs. Fotos zu weiteren Auftritten des Tages findet ihr im Bildbeitrag zum Mittwoch.

Butcher Babies

Eine Performance, welche dem Namen der „Louder“-Stage alle Ehre machte, lieferten die Butcher Babies. Es handelte sich um einen der ersten Auftritte ohne die zweite Sängerin Carla Harvey. Mit einer Mischung aus Metalcore, Alternative Metal, Thrash Metal und Groove Metal brachte die Band die Bühne zum Beben. Heidi Shepherd begeisterte mit ihrer energiegeladenen Stimmgewalt. Auffällig gekleidet in eine weite Tarn-Cargo-Hose und ein helles Negligee nahm die Sängerin direkt die komplette Bühnenfläche für sich ein. Ans Stillstehen war hierbei nicht zu denken. Natürlich forderte Heidi das Publikum dazu auf, es ihr gleichzutun, denn ein Pit durfte bei diesem Auftritt einfach nicht fehlen. Später hielt es die Sängerin dann gar nicht mehr auf der Bühne aus und sie stürzte sich mit hinein in den Circle Pit. So energiegeladen und aufregend der Auftritt auch war, es fehlte ihm keinesfalls an Tiefgang. Als Einleitung auf den Song Last December berichtete Heidi von einer schlimmen Zeit in ihrem Leben, in der sie von sehr düsteren Gedanken geplagt wurde, die es ihr erschwerten daran zu glauben, dass sie es noch wert sei am Leben zu sein. Nur der Gedanke an Live-Auftritte, wie diesen auf dem Wacken Open Air, habe ihr das Leben gerettet. Dieses Hintergrundwissen verlieh der Textzeile: „Wasn’t sure I make it past December“ einen absoluten Gänsehautfaktor. Am Ende des Songs bedankte sich Heidi, mit einer Träne im Auge, dafür, dass wir Fans ihr das Leben gerettet haben.  Zum Abschluss wurde es noch einmal so richtig laut und die Band gab alles, um das Publikum wieder in Bewegung zu halten. Die gesamte Power des Auftritts färbte so auf die Fans ab, dass diese perfekt geladen für den restlichen Tag  waren. 

Bülent Ceylan

Der in Deutschland sehr bekannte Comedian Bülent Ceylan eröffnete zusammen mit seiner Band das Infield auf der „Faster“-Stage und lieferte eine grandiose Mischung aus hartem Heavy Metal, diversen Überraschungen und einer geballten Ladung Comedy. Im kariertem Kilt und schwarzem T-Shirt begeisterte er die Massen und stellte im ersten Song Yallah Hopp erstmal direkt klar, dass seine „Liebe Wacken heißt“. Die Metalheads des Holy Ground bekamen auch direkt Gelegenheit, sich für diese Liebeserklärung zu revanchieren. Bülents Tochter habe nämlich die Bedenken geäußert, dass Wacken den Papa nicht lieb haben könnte. Doch der Holy Ground stellt direkt klar „Wacken hat den Baba lieb“! Berauscht von all der Liebe lüftet Bülent im Song Schmutzige Liebe dann sogar seinen Kilt, doch keine Sorge, die Aktion war kinderfreundlich, er trug eine Unterhose darunter. Insgesamt lieferte der Auftritt ein ganz klares Meinungsbild, und zwar das gegen Hass, Arschlöcher, Diskriminierung und Nazis. Damit war Bülent Ceylan beim Wacken Open Air auch an der absolut richtigen Adresse angelangt. All diese Meinungsbekundungen wurden aktiv vom Publikum gefeiert. Die erste Überraschung des Auftritts lieferte der Song Brüder. Hierfür betraten Alea und Luzi von Saltatio Mortis die Bühne, um dabei zu helfen, den absoluten Abriss zu starten. Passend zum Lied gab es abschließend auch eine feste brüderliche Umarmung zwischen Alea und Bülent. Der Anfang von Anders gleich wurde unterbrochen, weil etwas nicht stimmte. Bülent stellte fest, dass er diesen Song doch eigentlich zusammen mit Peter Maffay singe. Der Zeitpunkt für die zweite Überraschung des Abends war gekommen und zum allerersten Mal betrat Peter Maffay eine Wackenbühne. Damit der Holy Ground auch lang genug in den Genuss von Peters Stimme kam, sang dieser zum Abschluss den Refrain noch einmal komplett als Solo. Der Auftritt ging mit erneuten Liebesbekenntnissen, diesmal sogar in Gebärdensprache, weiter und fand seinen krönenden Abschluss mit Booom. Das Publikum ging noch einmal ab, wie Dynamit. Im Anschluss bedankte sich ein mehr als glücklicher Bülent Ceylan ganz herzlich bei allen  Metalheads für die beste Mainstage-Eröffnung ever. Dieser Auftritt war sowohl musikalisch sehr packend und gut, als auch Entertainment auf höchstem Niveau.

The Darkness

Fans des Glam Rocks kamen beim Auftritt von The Darkness auf ihre vollsten Kosten. Fast von Beginn an oberkörperfrei heizte Sänger Justin Hawkins die Menge an. Besonders faszinierend war hierbei sein opulenter stimmlicher Tonumfang, durch welchen er selbst extrem hohe Passagen sehr sauber und treffsicher singen konnte. Insgesamt stand eine große Menge Glitzer auf dem modischen Programm. Dies spiegelte sich sowohl in den vielen glänzenden Nieten an der Schlaghose des Sängers, aber auch im kompletten Glitzer-Anzug von Bassist Frankie Poullain wider. Während alle Fotografen und Fotografinnen, wie üblich nach dem dritten Song, den Fotograben verließen, bedankte sich Hawkins herzlichst dafür, dass Fotos von der Band gemacht worden sind. Wenn es nach ihm ginge, müssten nicht alle bereits nach dem dritten Song von dannen ziehen, sondern dürften für den gesamten Auftritt bleiben. Schade, dass er dafür keine Entscheidungsgewalt hatte. Mit ihrem Auftritt lieferten The Darkness eine unfassbare Menge an guter Laune und melodischer Gitarrenpower. Hawkins schien außerdem sehr viel Spaß dabei zu haben, allerlei Faxen mit seinen Plektren zu betreiben. Mal landete eins auf seiner Zunge und ein anderes wurde mit dem Fuß zurück in die Hand gekickt. Hier war wohl ein wahrer Plektrum-Künstler am Werk. Den absoluten Höhepunkt des Auftritts bildete der Song I Believe In A Thing Called Love, welcher vom Publikum lautstark bejubelt und mitgesungen wurde. War die Stimmung davor schon gut, so bekam sie jetzt das perfekte Upgrade. Voller Euphorie ließ Justin Hawkins ganz zum Schluss sein Mikro auf die Bühne fallen und bedankte sich mit den Worten: „Ich liebe dich!“, beim Publikum. So fand ein grandioses Glam Rock Abenteuer ein wunderschönes Ende.


 

Flogging Molly 

Flogging Molly verwandelten den Holy Ground in ein gigantisches Irish Pub und lieferten hierfür den perfekten Soundtrack. Eine geballte Ladung Folk Punkrock gepaart mit guter Laune und dem ein oder anderen Guinness brachten das Publikum zum Schunkeln und Tanzen. Dabei jagte ein packender Rhythmus den nächsten und über allem schwebte die angenehm, leicht raue Stimme von Sänger Dave King. Begleitet wurde der Sänger von schnellen Drums, energiegeladenem Gitarren- und Bassspiel, einem Banjo,  typisch irischen Violinen-Melodien, einem Akkordeon und vereinzelt auch einer Flöte. Diese Kombination lud das Publikum zum eifrigen Mitklatschen und Winken ein. Insgesamt herrschte sehr viel rhythmische Bewegung bei den Zuschauenden und die positive Stimmung wurde natürlich auch durch einige Crowdsurfer belohnt. Begleitet wurde das ganze Schauspiel vom Schein der tief stehenden Sonne, welche die angenehme Atmosphäre noch verstärkte.  So viel Spaß die Band während des Auftritts auf der Bühne hatte, so viel Spaß schien auch das Publikum beim Zuschauen gehabt zu haben.


 

Suzi Quatro

Miss Suzi Q sorgte für eine ordentliche Portion Nostalgie auf der „Louder“-Stage. Mit ihren mittlerweile über 60 Jahren Bühnenerfahrung stellte sie unter Beweis, dass Rock’n’Roll keine Frage des Alters, sondern des Gefühls ist. Ihre rauchige Stimme brauchte zwar ein paar Songs, um richtig warmzuwerden, die nicht perfekt getroffenen Töne machte die Musikerin jedoch direkt mit ihrer beeindruckenden Bühnenpräsenz und Selbstsicherheit wett. Begleitet von einer fantastischen Band, schmetterte Suzi viele Klassiker aus den 70ern, wie Stumblin’In und auch Covernummern, welche sie aber bereits selbst auf eignen Alben veröffentlicht hat, wie Rockin‘ In The Free World. Das Publikum sang textsicher mit. Für den emotionalen Tiefgang sorgte Suzi, indem sie sowohl ihrer Mama, als auch ihrem Vater jeweils einen Song widmete. Auch neuere Veröffentlichungen der Künstlerin, wie Shine A Light standen mit auf dem Programm. Dieser Song hatte ein besonders gutes Timing, denn pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit schaltete das Publikum seine Handytaschenlampen ein. Es war eine absolute Ehre diesem ersten Wacken-Auftritt von Suzi Quatro beiwohnen zu dürfen. Magische Nostalgie fasst wohl am besten zusammen, was die Musikerin da, in ihrem „EdHardy“-Shirt, auf die Bühne gebracht hat. 

Blind Channel

Zum krönenden Abschluss des Tages schlugen Blind Channel aus Finnland noch einmal ein, wie ein energiegeladener Blitz. Trotz der späten Stunde, war hier definitiv noch nicht an Feierabend zu denken. Das Publikum wurde von der geballten Energieladung der Band überrollt und war deshalb beim Song Deadzone auch direkt voll dabei. Optisch gaben die Finnen eine Art Heavy Boyband Vibe ab. Untermalt durch Lichteffekte, deren Wirkung durch Videowände noch verstärkt wurde, brachte die Band eine ansteckend gute Stimmung auf die Bühne. Das Publikum war auch vom sehr starken Gesang mehr als beeindruckt. Generell wirkte die Bühnenpräsenz der Band sehr überzeugend und als der Befehl kam, dass alle in die Hocke gehen sollten, um gleich zu springen, machten bei der Aktion auch deutlich mehr Zuschauende mit, als von anderen Konzerten gewohnt. Insgesamt lieferten Blind Channel einen sehr starken und mitreißenden aufritt, welcher eine abwechslungsreiche Mischung aus Post-Hardcore, Nu Metal und Alternative Rock zu bieten hatte.


 

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Text: Jenny
Bilder: Patrick, Roksana

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